Ich erinnere mich noch an eine Unterhaltung auf einer Familienfeier, bei der ich ganz stolz erzählte, dass ich regelmäßig Podcasts produziere. Mein Onkel nickte interessiert und meinte: „Ach so, so Hörbuch-Geschichten und sowas?“ – Ich war kurz still.
Denn ja, die Verwechslung ist naheliegend. Beide Formate bestehen aus gesprochenem Audio, beide kann man unterwegs hören, beide vermitteln Inhalte. Aber ganz ehrlich: Podcast und Hörbuch sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.
Ich habe damals schmunzelnd erklärt, wo der Unterschied liegt – und genau das möchte ich jetzt auch für dich tun. Denn wenn du selbst einen Podcast planst oder gerne Inhalte konsumierst, lohnt es sich zu verstehen, was ein Podcast von einem Hörbuch unterscheidet, wo sich beide Formate vielleicht ergänzen – und wie du das Beste für dich herausholst.
Was unterscheidet ein Hörbuch von einem Podcast?
1. Der Ursprung: Literatur vs. Lifestyle
Hörbücher basieren meistens auf bereits veröffentlichten Büchern, also Romanen, Ratgebern oder Sachbüchern. Es handelt sich um eine Audiofassung eines bestehenden Textes – oft professionell eingesprochen, manchmal sogar vom Autor selbst.
Podcasts hingegen entstehen meist direkt fürs Audio-Format. Sie sind lockerer, oft aktueller und inhaltlich deutlich freier. Es gibt Podcasts über alles Mögliche – von True Crime über Politik bis hin zu Lifestyle, Fitness oder Nischenthemen wie Origami oder Pilzzucht (kein Witz).
🔍 Kurz gesagt:
- Hörbuch = vertonter Text
- Podcast = gesprochenes Originalformat
2. Die Struktur: Linear vs. flexibel
Ein Hörbuch ist wie ein Zug: Es fährt von A nach B, ohne Zwischenstopp. Du hörst Kapitel für Kapitel in fester Reihenfolge. Die Geschichte baut sich auf, der Inhalt folgt einem geplanten roten Faden – logisch, denn es basiert ja auf einem Buch.
Ein Podcast ist eher wie ein Busnetz: Du kannst einsteigen, wo du willst. Jede Episode kann für sich stehen (z. B. bei Interview-Podcasts), oder du folgst einem Thema über mehrere Folgen hinweg. Es gibt oft Serienformate, aber auch Einzelfolgen, spontane Sonderausgaben oder regelmäßige Updates.
🔍 Kurz gesagt:
- Hörbuch = fester Aufbau, lineares Hörerlebnis
- Podcast = flexibel, episodisch, manchmal sogar tagesaktuell
3. Die Tonalität: Geskriptet vs. spontan
In Hörbüchern ist (fast) alles geskriptet. Das muss so sein, denn schließlich wird ein vorhandener Text vorgelesen. Das sorgt für Klarheit, Struktur – und manchmal auch für eine gewisse Distanz.
Podcasts wirken dagegen oft näher, persönlicher und spontaner. Viele Podcast-Hosts sprechen frei oder haben nur eine grobe Struktur. Auch Versprecher oder Lacher bleiben oft drin – das macht den Charme aus.
Und genau das ist es, was ich an Podcasts liebe: Man hat das Gefühl, direkt mit den Sprechern im Raum zu sein.
🔍 Kurz gesagt:
- Hörbuch = glatt, professionell, oft distanziert
- Podcast = nahbar, spontan, dialogisch
4. Die Produktion: Studio vs. Wohnzimmer
Klar, auch Podcasts werden mittlerweile professionell produziert – aber oft reicht schon ein gutes Mikro und ein ruhiger Raum. Viele erfolgreiche Podcasts entstehen im Home-Office, im Wohnzimmer oder sogar im Auto.
Hörbücher dagegen werden meist in Tonstudios mit professioneller Technik und unter Aufsicht von Toningenieuren produziert.
Die Produktionszeit für ein Hörbuch ist deutlich länger, weil alles perfekt klingen muss. Podcasts dürfen, nein: sollen auch mal unperfekt sein. Das macht sie menschlich.
5. Die Länge: Marathon vs. Snackformat
Hörbücher können locker 8 bis 20 Stunden dauern – je nach Inhalt. Sie sind wie ein dicker Roman, den du dir gemütlich an einem Wochenende oder über mehrere Tage hinweg anhörst.
Podcasts hingegen sind oft 30 bis 60 Minuten lang, manche sogar nur 10 Minuten. Es gibt zwar auch Podcast-Serien mit über einstündigen Episoden, aber in der Regel sind Podcasts deutlich kürzer und leichter verdaulich.
🔍 Kurz gesagt:
- Hörbuch = ausführlich, wie ein Buch
- Podcast = kurzweilig, wie ein Gespräch
6. Das Geschäftsmodell: Kaufen vs. abonnieren
Für Hörbücher musst du in der Regel zahlen – entweder einzeln oder im Rahmen eines Abos (z. B. bei Audible). Die Rechte liegen beim Verlag oder Autor.
Podcasts sind dagegen in der Regel kostenlos und finanzieren sich über Werbung, Sponsoring oder freiwillige Unterstützung (z. B. über Patreon oder Steady).
Manche Podcasts bieten inzwischen auch Premium-Inhalte an – z. B. werbefreie Versionen oder exklusive Zusatzfolgen. Aber das Grundmodell ist fast immer kostenlos.
7. Das Zielpublikum und der Nutzen
Ein Hörbuch richtet sich an Menschen, die tief in eine Geschichte oder ein Thema eintauchen wollen. Es ist perfekt zum Abschalten, Lernen oder für lange Fahrten.
Ein Podcast ist häufig alltagsbegleitend – mal was zum Lachen beim Putzen, mal eine Inspiration im Auto, mal ein Update zum Weltgeschehen beim Spaziergang.
🔍 Kurz gesagt:
- Hörbuch = konzentriertes Hören
- Podcast = „Nebenbei“-Medium
Fazit: Beides ist großartig – aber für unterschiedliche Zwecke
Wenn du tief in ein Thema eintauchen möchtest, ist ein Hörbuch wahrscheinlich genau dein Ding. Es bietet dir kompakte Inhalte, linear und professionell aufbereitet – ideal für konzentriertes Zuhören.
Wenn du aber nach Unterhaltung, Aktualität, Abwechslung und Persönlichkeit suchst, dann ist ein Podcast dein Format. Er ist näher dran, flexibler, direkter – und oft der ideale Begleiter für unterwegs oder zwischendurch.
Wenn du selbst Inhalte produzierst, solltest du dir überlegen, was du erreichen willst. Willst du ein ganzes Buch vertonen? Oder möchtest du regelmäßig mit deiner Community sprechen, dich als Experte positionieren oder Storytelling auf deine Art machen? Dann ist Podcasting definitiv das Mittel der Wahl.
FAQ aus Sicht eines Podcast-Experten
Frage 1: Kann ich aus meinem Podcast ein Hörbuch machen?
Antwort: Jein. Wenn dein Podcast eine abgeschlossene Geschichte oder ein klares Lehrformat hat, kann man ihn ggf. in Hörbuchform bringen – aber dafür braucht es meist eine andere Struktur und klarere Skripte.
Frage 2: Kann ich mein Hörbuch auch als Podcast veröffentlichen?
Antwort: Technisch ja, aber wirtschaftlich oft schwierig. Du musst klären, ob du die Rechte hast. Außerdem erwarten Podcast-Hörer eher freiere Inhalte, nicht Kapitel 1, 2, 3…
Frage 3: Was klingt professioneller – Hörbuch oder Podcast?
Antwort: Hörbücher klingen oft „glatter“ und professioneller, weil sie auf Perfektion getrimmt sind. Podcasts wirken dagegen echter, persönlicher – aber das ist gerade ihr Charme!
Frage 4: Wie finde ich heraus, was meine Hörer lieber mögen?
Antwort: Frag sie! Nutze Social Media, baue Umfragen ein oder bitte um Feedback in deinen Episoden. Die Community weiß oft genau, was sie will.
Frage 5: Gibt es Formate, die Hörbuch und Podcast kombinieren?
Antwort: Ja! Viele Podcaster bringen z. B. ihr Sachbuch als Serien-Podcast raus – jede Folge ein Kapitel, ergänzt durch persönliche Kommentare oder Interviews. Spannend und innovativ!
Ob du lieber zuhörst oder selbst sprichst – jetzt weißt du, was Hörbuch und Podcast unterscheidet. Und ganz ehrlich: Warum „entweder oder“? Manchmal ist beides genau richtig.