Dein Podcast klingt nicht so wie du ihn dir vorstellst?

Du hast eine großartige Idee für deinen Podcast, spannende Gäste und interessante Themen. Doch jedes Mal, wenn du dir die fertige Aufnahme anhörst, bist du enttäuscht:

  • Die Stimmen klingen dumpf oder zu scharf.
  • Der Lautstärkepegel schwankt ständig.
  • Und beim Vergleich mit professionellen Shows merkst du: Dein Sound klingt irgendwie „selbstgemacht“.

Das Problem ist: Selbst mit einem guten Mikrofon und ruhiger Aufnahmeumgebung klingt eine Rohaufnahme selten so, wie du es aus erfolgreichen Podcasts kennst. Der Unterschied liegt in der Postproduktion – genauer gesagt: in der richtigen Anwendung von EQ (Equalizer), Kompression und Lautstärke-Normalisierung.

Diese drei Schritte sind das Herzstück professioneller Audiobearbeitung – und wenn du sie einmal verstanden hast, wirst du nie wieder mit deinem Sound unzufrieden sein.


EQ, Kompression & Lautstärke-Normalisierung – die Basis für Profi-Sound

Als jemand, der seit Jahren Podcasts produziert und unzählige Stunden im Schnitt verbracht hat, kann ich dir sagen: Die meiste „Magie“ passiert nach der Aufnahme. Lass uns die drei wichtigsten Schritte der Postproduktion Schritt für Schritt anschauen.


1. EQ – Der Klangformer deines Podcasts

Der Equalizer (EQ) ist dein Werkzeug, um Frequenzen gezielt zu betonen oder zu reduzieren. Jede Stimme ist anders – zu basslastig, zu nasal oder zu dünn. Mit dem EQ kannst du das ausgleichen.

Typische Einsatzbereiche in der Podcast-Postproduktion:

ProblemLösung mit EQFrequenzbereich
Stimme klingt dumpfHöhen leicht anheben6–10 kHz
Stimme klingt zu scharf oder zischendHöhen etwas absenken5–8 kHz
Zu viel Raumklang oder RumpelnTiefe Frequenzen abschneiden (High-Pass)unter 80 Hz
Stimme wirkt nasal oder „telefonartig“Mitten leicht absenken800 Hz – 2 kHz
Stimme klingt dünn und schwachTiefmitten leicht anheben120 – 250 Hz

Praxis-Tipp:
Arbeite lieber mit kleinen Anpassungen (2–4 dB) statt mit radikalen Eingriffen. EQ ist Feinarbeit – wie ein Make-up für deine Stimme, nicht wie ein Filter.


2. Kompression – Der Gleichmacher für Lautstärkeschwankungen

Wenn du schon mal eine Aufnahme hattest, bei der ein Gast mal flüstert und kurz darauf lacht, weißt du, wie ungleichmäßig eine Stimme klingen kann. Hier kommt der Kompressor ins Spiel. Er reduziert laute Stellen und hebt leise Passagen an – für einen gleichmäßigen, angenehmen Klang.

Wichtige Kompressor-Einstellungen für Sprache:

ParameterBedeutungTypischer Wert
ThresholdAb welcher Lautstärke die Kompression greift-18 bis -12 dB
RatioStärke der Kompression2:1 bis 4:1
AttackWie schnell der Kompressor reagiert5–20 ms
ReleaseWie schnell er wieder loslässt50–200 ms
Make-Up GainLautstärkeanhebung nach der Kompressionje nach Bedarf

Praxis-Tipp:
Wenn du beim Hören nicht merkst, dass ein Kompressor arbeitet, machst du es richtig. Der Effekt soll subtil sein – dein Ziel ist es, dass jede Stimme gleichmäßig laut klingt, ohne dass es „gequetscht“ wirkt.


3. Lautstärke-Normalisierung – Konsistenz ist König

Die besten EQ- und Kompressor-Einstellungen bringen nichts, wenn dein Podcast zu leise oder zu laut ist – oder wenn jede Folge unterschiedlich klingt. Deshalb ist der letzte Schritt die Lautstärke-Normalisierung.

Sie sorgt dafür, dass dein Podcast immer auf einem einheitlichen Lautstärkeniveau liegt – ein absolutes Muss, wenn du auf Plattformen wie Spotify oder Apple Podcasts professionell wirken willst.

Standardwerte für Podcasts:

PlattformEmpfohlene LautheitEinheit
Spotify / Apple Podcasts-16 LUFSLoudness Units Full Scale
YouTube / Video-14 LUFS
Rundfunkstandard-23 LUFS

Praxis-Tipp:
Nutze Tools wie Auphonic, Adobe Audition oder Reaper, die die Normalisierung automatisch übernehmen. Du gibst nur den Zielwert (z. B. -16 LUFS) ein, und die Software erledigt den Rest.


Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

Viele Anfänger machen in der Postproduktion die gleichen Fehler. Hier ein kurzer Überblick:

FehlerWarum es passiertBessere Lösung
Zu viel EQVersuch, schlechte Aufnahme zu „retten“Lieber Aufnahme verbessern (z. B. Mikro-Position)
Überkomprimierung„Lauter ist besser“-GedankeLieber sanft komprimieren und mehrfach anhören
Keine LautheitsanpassungUnwissenheit über PlattformstandardsImmer LUFS-Werte prüfen vor dem Upload
„One-size-fits-all“-PresetsJede Stimme ist andersIndividuell anpassen, nicht blind Presets nutzen

Fazit: Soundqualität ist kein Hexenwerk

Wenn du verstehst, was EQ, Kompression und Lautstärke-Normalisierung leisten, wirst du schnell merken, wie viel besser dein Podcast klingen kann – selbst wenn du mit einfachem Equipment arbeitest.

Der Schlüssel ist: gezielt und bewusst einsetzen. Nimm dir die Zeit, mit den Einstellungen zu spielen, höre dir Unterschiede kritisch an und entwickle dein eigenes Gehör. Mit jeder Folge wirst du sicherer – und dein Podcast professioneller.


Beliebte Fragen aus dem Netz

1. Muss ich für gute Postproduktion teure Software haben?
Nein. Auch kostenlose Tools wie Audacity bieten EQ, Kompressor und Normalisierung. Der entscheidende Faktor ist dein Wissen, nicht der Preis der Software.

2. Soll ich EQ oder Kompression zuerst anwenden?
Meistens EQ zuerst, dann Kompression. So bearbeitest du das „saubere“ Signal und der Kompressor reagiert gezielter.

3. Wie merke ich, dass ich zu viel komprimiert habe?
Wenn die Stimme „pumpend“ klingt oder ihre Natürlichkeit verliert, war’s zu viel. Weniger ist mehr.


FAQ – Kurz & Knapp

Was ist EQ?
EQ steht für Equalizer und bedeutet, dass du bestimmte Frequenzen anhebst oder absenkst, um den Klang zu optimieren.

Was macht ein Kompressor?
Er gleicht Lautstärkeschwankungen aus, sodass leise Passagen lauter und laute Passagen leiser wirken.

Warum ist Lautstärke-Normalisierung wichtig?
Damit deine Folgen einheitlich laut sind und professionell klingen – unabhängig von Gerät oder Plattform.

Brauche ich alle drei Schritte?
Ja – EQ, Kompression und Normalisierung ergänzen sich. Zusammen sorgen sie für den typischen „Profi-Podcast-Sound“.


Wenn du diese drei Werkzeuge einmal gemeistert hast, bist du auf dem besten Weg, dass dein Podcast nicht nur inhaltlich überzeugt, sondern auch klanglich mit den großen Produktionen mithalten kann.

Von Aline