Dein Podcast-Traum – aber der Gast ist weit weg?

Du hast ein spannendes Podcast-Thema, dein Wunschgast ist bereit – aber er wohnt 800 Kilometer entfernt oder sogar auf einem anderen Kontinent. Kein Problem, oder? Schließlich leben wir in Zeiten von Zoom & Co. Doch wenn du schon einmal eine Remote-Aufnahme versucht hast, weißt du: So einfach ist es nicht.

Vielleicht hattest du schon mal diese Probleme:

  • Die Audioqualität war miserabel, weil der Gast ins Laptop-Mikro sprach.
  • Die Internetverbindung stockte, die Aufnahme ruckelte oder brach ab.
  • Die Nachbearbeitung war ein Albtraum, weil jede Spur unterschiedlich klang.

Kurz: Der Content war super – aber technisch war’s eher „okay“ statt „wow“. Und genau das kann deinen Podcast-Erfolg massiv bremsen.

Ich selbst stand genau da, wo du gerade bist. Als ich meine ersten Remote-Interviews aufnahm, war das Ergebnis oft ernüchternd. Heute weiß ich: Mit der richtigen Vorbereitung, den passenden Tools und einem klaren Workflow kannst du aus der Ferne Aufnahmen erstellen, die so gut klingen, als würdet ihr im selben Studio sitzen.


Die richtige Basis: Vorbereitung ist alles

Bevor du an Tools oder Technik denkst, ist der wichtigste Schritt die Vorbereitung – bei dir und deinem Gast.

1. Technik-Briefing für deine Gäste

Erwarte nicht, dass dein Gast Podcast-Profi ist. Schick ihm vorab eine kurze, freundliche Checkliste mit diesen Punkten:

  • Kopfhörer nutzen: Kein Echo, keine Rückkopplung.
  • Externes Mikrofon (wenn möglich): Auch ein günstiges USB-Mikro ist Welten besser als ein Laptop-Mikro.
  • Ruhige Umgebung: Fenster schließen, Handy stumm schalten, keine Klimaanlage im Hintergrund.
  • Stabile Internetverbindung: LAN-Kabel ist besser als WLAN.

Tipp aus Erfahrung: Mach vorab einen kurzen Technik-Check-Call. 10 Minuten genügen, um Probleme zu vermeiden.


Tools für Remote-Aufnahmen – meine Favoriten im Überblick

Es gibt viele Plattformen für Podcast-Aufnahmen aus der Ferne. Hier sind die bekanntesten und aus meiner Sicht besten – mit ihren Vor- und Nachteilen:

ToolVorteileNachteilePreis
Riverside.fmLokale Aufnahme in Studioqualität, Video möglich, GastfreundlichInterface englisch, teils Browser-Problemeab 15 €/Monat
SquadCastSehr stabil, einfache Bedienung, WAV-ExportKein kostenloser Planab 20 €/Monat
ZencastrGute Qualität, lokale Spuren, einfacher EinstiegWeniger Features im Free-Planab 20 €/Monat
CleanfeedBrowserbasiert, kein Account nötig, kostenlos möglichKeine Videoaufnahme, Interface altmodischkostenlos / Pro ab 15 €/Monat
Zoom / Teams / MeetEinfach, bekannt, funktioniert immerSchlechtere Audioqualität, keine getrennten Spurenkostenlos

Mein Tipp: Wenn du Wert auf Qualität legst, führt an Riverside oder SquadCast kaum ein Weg vorbei. Für Interviews „on the fly“ ist Cleanfeed eine gute Option. Zoom nutze ich nur noch für Vorgespräche – nicht für finale Aufnahmen.


Der optimale Workflow: Schritt für Schritt

Hier ist mein erprobter Workflow für Remote-Aufnahmen, der dir viele Probleme erspart:

1. Vorbereitung (1–2 Tage vorher)

  • Sende deinem Gast Technik-Tipps & Aufnahme-Link.
  • Vereinbare eine kurze Soundprobe (optional).

2. Setup vor der Aufnahme

  • Stelle sicher, dass dein eigenes Mikro und Interface korrekt eingestellt sind.
  • Prüfe deine Aufnahme-Software oder Browser-Einstellungen.
  • Schalte Benachrichtigungen aus und sorge für eine ruhige Umgebung.

3. Soundcheck (5 Minuten vor Start)

  • Lass deinen Gast kurz sprechen. Überprüfe Pegel und Klang.
  • Achte auf Hintergrundgeräusche oder Hall.

4. Aufnahme

  • Beginne mit Smalltalk, damit dein Gast locker wird.
  • Notiere dir während der Aufnahme mögliche Schnittstellen.

5. Nachbearbeitung

  • Lade alle Spuren herunter (am besten WAV oder FLAC).
  • Nutze Tools wie Adobe Audition, Hindenburg oder Descript für Schnitt und Soundoptimierung.
  • Füge Intro, Outro und Musik hinzu.

Bonus-Tipps aus der Praxis

Hier ein paar Learnings aus über 100 Remote-Interviews:

  • Backup aufnehmen: Lass parallel eine Aufnahme über Zoom oder QuickTime laufen – falls etwas schiefgeht.
  • Laufende Kommunikation: Wenn der Gast Probleme hat, bleib ruhig und lösungsorientiert.
  • Audio-Gleichgewicht: Passe Lautstärke und EQ im Schnitt an, damit beide Stimmen gleichwertig klingen.
  • Kamera an! Auch wenn du nur Audio nutzt: Mit Video ist die Gesprächsdynamik deutlich natürlicher.

Fazit: Mit dem richtigen Setup klingt „remote“ wie „studio“

Remote-Aufnahmen sind längst Standard im Podcasting – und sie eröffnen dir ungeahnte Möglichkeiten: Du kannst weltweit Gäste interviewen, ohne Reisezeit oder Studioaufwand.

Aber: Qualität entscheidet. Wer sich nicht vorbereitet oder mit ungeeigneten Tools arbeitet, verschenkt Potenzial. Investiere also ein wenig Zeit in Vorbereitung, Technik und Workflow – und deine Hörer werden nicht merken, ob dein Gast im Nebenraum oder auf einem anderen Kontinent sitzt.


Die besten Fragen aus dem Netz

Hier einige häufige Fragen, die Podcaster online zu Remote-Aufnahmen stellen:

  • „Was ist wichtiger: Mikrofon oder Internetverbindung?“
  • „Wie bekomme ich Studioklang bei einer Online-Aufnahme?“
  • „Kann ich mit dem Smartphone teilnehmen?“
  • „Welche Plattform hat die beste Audioqualität?“
  • „Wie verhindere ich Latenz oder Tonversatz?“

FAQ – Kurz und knapp beantwortet

Welche Internetgeschwindigkeit brauche ich?
Mindestens 10 Mbit Upload und 20 Mbit Download sind empfehlenswert. Entscheidend ist aber eine stabile Verbindung – LAN statt WLAN!

Können Gäste auch ohne Mikro teilnehmen?
Ja, aber die Qualität leidet deutlich. Ein einfaches USB-Mikro für 50–100 € macht einen riesigen Unterschied.

Wie verhindere ich Echo oder Rückkopplung?
Kopfhörer sind Pflicht. Außerdem sollte der Gast möglichst nicht über Lautsprecher aufnehmen.

Was tun, wenn die Verbindung abbricht?
Ruhig bleiben, neu verbinden – und idealerweise läuft eine Backup-Aufnahme mit.

Muss ich Studio-Software nutzen?
Nein, viele Browser-Tools liefern inzwischen hervorragende Ergebnisse. Für den Schnitt ist eine DAW (z. B. Audition oder Audacity) aber empfehlenswert.


Schlussgedanke

Remote-Aufnahmen sind kein Notbehelf mehr – sie sind die Zukunft des Podcastings. Wer sie professionell umsetzt, erweitert nicht nur sein Gäste-Netzwerk, sondern auch die Qualität und Reichweite seines Formats. Also: Ran ans Mikro – egal, wo dein Gesprächspartner gerade ist.

Von Aline