Du hast endlich einen tollen Gast für deinen Podcast gewonnen – spannend, erfahren, inspirierend. Du freust dich auf das Gespräch, startest die Aufnahme… und plötzlich läuft es irgendwie stockend. Du fragst, dein Gast antwortet kurz. Du springst zum nächsten Punkt, aber der rote Faden fehlt.
Am Ende der Aufnahme hast du das Gefühl: „Das war okay – aber nicht das, was ich mir vorgestellt habe.“
Ich kenne das Gefühl nur zu gut. In meinen Anfangszeiten als Podcaster hatte ich oft großartige Gäste – aber mittelmäßige Gespräche. Der Grund war simpel: Ich war zu schlecht vorbereitet. Ich hatte keine klare Struktur, keine durchdachten Fragen und keine Strategie, wie ich das Gespräch lenken wollte.
Gute Interviews entstehen nicht spontan – sie sind das Ergebnis kluger Vorbereitung. Und das hat nichts mit Skript oder Strenge zu tun, sondern mit Respekt, Neugier und System.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dich professionell auf Interviews vorbereitest – ohne steif zu wirken, aber mit dem Gefühl, wirklich das Beste aus deinem Gast herauszuholen.
Warum Vorbereitung der Schlüssel zu guten Interviews ist
Ein gutes Interview lebt von Balance: Spontanität trifft auf Struktur, Neugier trifft auf Planung.
Wenn du dich gut vorbereitest, schaffst du Raum für echte Gespräche, statt dich an einem Fragenkatalog festzuhalten.
Vorbereitung bedeutet:
- Du kennst dein Gegenüber.
- Du verstehst, welche Themen relevant sind.
- Du weißt, welche Richtung das Gespräch nehmen soll.
- Und du kannst flexibel reagieren, weil du den Kontext kennst.
Ich habe gelernt: Je besser ich vorbereitet bin, desto freier kann ich im Gespräch sein. Vorbereitung ist kein Korsett – sie ist dein Sicherheitsnetz.
Schritt 1: Recherche – Lerne deinen Gast wirklich kennen
Die Basis jedes guten Interviews ist gründliche Recherche. Nicht oberflächlich, sondern mit echtem Interesse.
Nimm dir Zeit, deinen Gast kennenzulernen – über das hinaus, was auf der Website oder im LinkedIn-Profil steht.
Hier sind meine erprobten Schritte:
- Google alles, was du finden kannst. Presseartikel, frühere Interviews, Podcasts, Social-Media-Posts.
- Hör dir andere Interviews mit dieser Person an. Welche Fragen wurden dort gestellt? Was wurde ausgelassen?
- Schau auf aktuelle Themen. Hat dein Gast gerade ein Buch veröffentlicht, ein Projekt gestartet oder etwas erreicht?
- Suche nach Geschichten, nicht nur nach Fakten. Menschen erinnern sich an Emotionen, nicht an Lebensläufe.
Ich schreibe mir immer drei zentrale Punkte auf:
- Thema: Wofür steht die Person?
- Spannung: Was macht sie einzigartig?
- Verbindung: Was interessiert mein Publikum daran?
Wenn du diese drei Fragen beantworten kannst, bist du schon viel besser vorbereitet als 80 % aller Podcaster:innen.
Schritt 2: Der Fragenbau – Die Kunst, gute Antworten zu bekommen
Die Qualität eines Interviews steht und fällt mit den Fragen. Schlechte Fragen erzeugen Floskeln, gute Fragen öffnen Menschen.
Ich unterscheide drei Arten von Fragen, die in jedem Interview vorkommen sollten:
1. Einstiegsfragen – zum Aufwärmen
Sie lockern das Gespräch, schaffen Vertrauen und lassen dein Gegenüber ankommen.
Beispiele:
- „Wie hat dein heutiger Tag begonnen?“
- „Wann hast du das letzte Mal an deinen Podcast-Start zurückgedacht?“
Das klingt banal, aber gute Einstiegsfragen brechen das Eis – und zeigen, dass du kein Roboter bist.
2. Verständnisfragen – um Tiefe zu erzeugen
Hier geht’s darum, nachzuhaken und wirklich zuzuhören.
Beispiel:
- „Du hast gesagt, das war ein Wendepunkt – was hat sich genau verändert?“
- „Was war der schwierigste Moment auf diesem Weg?“
Diese Fragen entstehen oft aus dem Gespräch heraus – aber nur, wenn du präsent bist.
3. Reflexionsfragen – um Emotion und Erkenntnis zu fördern
Am Ende eines Interviews liebe ich Fragen, die Menschen zum Nachdenken bringen.
Zum Beispiel:
- „Was hättest du deinem jüngeren Ich gern früher gesagt?“
- „Was möchtest du, dass Hörer:innen aus dieser Folge mitnehmen?“
Ich nenne das die „Gänsehaut-Fragen“ – sie machen Gespräche unvergesslich.
Schritt 3: Struktur – Wie du dein Gespräch logisch und lebendig aufbaust
Ein Interview ist kein Fragenhagel, sondern ein Dialog mit Dramaturgie.
Ich plane meine Interviews deshalb immer mit einem klaren Ablauf:
- Ankommen: Kurzer Smalltalk, Vorstellung, Warmwerden.
- Einstieg: Ein leichter, persönlicher Start ins Thema.
- Hauptteil: Der inhaltliche Kern mit Tiefe, Erkenntnissen, Emotion.
- Ausblick: Blick nach vorn – was kommt, was bleibt, was hat sich verändert?
- Abschluss: Eine starke Schlussfrage, die hängen bleibt.
Diese Struktur sorgt für einen natürlichen Flow. Sie gibt dir Orientierung, ohne das Gespräch starr zu machen.
Mein Tipp: Ich schreibe keine kompletten Skripte, sondern Themenblöcke mit Stichpunkten. Das lässt Raum für Spontaneität, aber ich verliere nie den roten Faden.
Schritt 4: Vorbereitung auf den Gesprächsfluss
Gute Interviews entstehen nicht nur durch gute Fragen – sondern durch aktives Zuhören.
Das klingt einfach, ist aber die größte Herausforderung. Denn während dein Gast spricht, überlegst du schon, was du als Nächstes fragen willst. Ich habe gelernt, das loszulassen.
Ich höre wirklich zu. Und wenn mir etwas auffällt, hake ich nach.
Manchmal entstehen so die besten Momente – Momente, die kein Skript der Welt vorhersehen kann.
Ein Beispiel: Ein Gast erzählte beiläufig, dass er einen wichtigen Vertrag fast verloren hätte. Ich hakte nach – und daraus wurde eine ehrliche, emotionale Geschichte über Rückschläge und Selbstvertrauen.
Das passiert nur, wenn du vorbereitet und gleichzeitig offen bist.
Schritt 5: Technik & Setting
Eine gute Vorbereitung endet nicht beim Inhalt. Auch das Drumherum zählt:
- Check dein Equipment. Mikrofon, Aufnahmeprogramm, Internetverbindung.
- Teste die Plattform. Zoom, Riverside oder Squadcast – keine Überraschungen am Aufnahmetag.
- Sorge für Atmosphäre. Ruhiger Raum, gutes Licht (auch bei Audio wichtig für Stimmung).
Ich schicke meinen Gästen vorab eine kleine Checkliste: Mikro an, Flugmodus an, Glas Wasser bereit. Klingt simpel – aber es macht den Unterschied.
Meine Erfahrung: Struktur schafft Freiheit
Früher dachte ich, Vorbereitung nimmt mir die Spontaneität. Heute weiß ich: Sie gibt mir Freiheit.
Wenn ich gut vorbereitet bin, kann ich mich im Gespräch treiben lassen, weil ich weiß, dass ich nicht verloren gehe. Ich kann lachen, zuhören, reagieren – und gleichzeitig sicherstellen, dass die Folge am Ende einen roten Faden hat.
Und das merken auch meine Gäste. Viele sagen nach der Aufnahme: „Das war eines der angenehmsten Interviews, die ich je hatte.“ Genau darum geht es.
Die besten Fragen aus dem Netz
Wie viele Fragen sollte ich vorbereiten?
10–15 sind ideal. Du wirst sowieso nicht alle brauchen, aber sie geben Sicherheit.
Wie vermeide ich, dass mein Interview abgelesen klingt?
Schreib Stichpunkte, keine Sätze. Formuliere deine Fragen so, wie du sie im echten Gespräch stellen würdest.
Wie reagiere ich, wenn mein Gast abschweift?
Lass ihn kurz reden – manchmal kommen dabei großartige Momente. Wenn’s zu weit geht, leite sanft zurück: „Das ist spannend – ich würde aber gern nochmal auf Punkt X eingehen.“
Wie kann ich mich auf spontane Gäste vorbereiten?
Kenn dein Thema, nicht nur dein Skript. Wenn du die Zusammenhänge verstehst, bleibst du souverän – auch bei Überraschungen.
Wie lange sollte ein Interview dauern?
Zwischen 30 und 60 Minuten – je nach Format und Tiefe des Gesprächs.
FAQ
Wie wichtig ist Vorbereitung bei Podcasts wirklich?
Sie ist entscheidend. Gute Vorbereitung sorgt für Sicherheit, Qualität und Respekt gegenüber deinen Gästen und Hörer:innen.
Sollte ich Fragen vorher schicken?
Nur, wenn dein Gast es wünscht. Ich verschicke meist einen groben Themenrahmen – keine vollständige Liste. So bleibt das Gespräch natürlich.
Was mache ich, wenn ich wenig Zeit zur Vorbereitung habe?
Lies ein aktuelles Interview, sieh dir die Website an und überlege drei starke Fragen, die dich ehrlich interessieren. Das reicht oft schon für ein gutes Gespräch.
Wie kann ich meine Interviewtechnik verbessern?
Hör dir deine Folgen selbst an – und analysiere: Wo warst du zu schnell, zu nervös, zu oberflächlich? Mit jeder Aufnahme wirst du besser.
Wie viel Recherche ist zu viel?
Wenn du mehr liest, als du fragst. Vorbereitung soll unterstützen, nicht überfrachten.
Fazit: Gute Vorbereitung ist wie ein gutes Gespräch – sie entsteht aus Neugier
Ein starkes Podcast-Interview ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis aus guter Recherche, klugen Fragen und echter Aufmerksamkeit.
Wenn du dich sorgfältig vorbereitest, schaffst du Raum für Authentizität.
Deine Gäste fühlen sich gesehen, du bleibst souverän – und deine Hörer:innen bekommen das, was sie lieben: ehrliche, tiefgehende Gespräche, die hängen bleiben.
Also: Bereite dich vor, aber bleib offen. Plane, aber lass Platz für den Moment.
Denn am Ende gilt: Das beste Interview entsteht zwischen deinen Fragen.
